Der deutsche Maler der Münchner Schule und Gründungsmitglied der Münchner Sezession, Paul Höcker wurde am 11. August 1854 in Oberlangenau in Schlesien geboren. Er wuchs im „Höcker-Haus“ in der Grafschaft Glatz auf und konnte auf eine lange wohlhabende Ahnenreihe zurückblicken. Von der Mutter hatte er wohl ein reiches musikalisches Talent geerbt, während er sein zeichnerisches Talent in seiner Gymnasialzeit mit dem Anfertigen von Karikaturen entwickelte.
Mit 20 Jahren zog er nach München um bis 1879 an der Königlichen Akademie der Bildenden Künste bei dem Genre- und Landschaftsmaler Wilhelm von Diez zu studieren. Viele seiner Mitschüler, wie Ludwig Herterich, Adolf Hölzel und Karl Stauffer-Bern wurden zu Wegbereiter des Jugendstils und des Impressionismus.
Im Frühjahr 1882 folgten auf einen längeren Aufenthalt in Paris, Reisen nach Holland und an die norddeutsche Küste zu den Seehäfen. Zurück in München stellte der Maler, der mit Fritz von Uhde, Bruno Piglhein und Max Liebermann befreundet war,1883 auf der Internationalen Kunstausstellung seine koloristische Fertigkeiten mit seinen Genrebilder aus Holland aus.
Bis 1888, als er sich endgültig in München niederließ, hielt er sich immer wieder in Paris, Holland und Berlin auf. Im Dezember 1891 wurde er als Nachfolger von August von Kaulbach an die Akademie berufen. Höcker galt als einer der modernsten Lehrer und zog mit seinen Schülern aufs Land, um im Sinne der Schule von Barbizon seinen Schülern das Malen in freier Natur nahe zu bringen. Kunstkritiker und seine Schüler lobten seinen liberalen Unterrichtsstil, sowie seine Methode der Plainair-Malerei.
Nach seiner Ernennung zum Professor zählte er zu den Gründungsmitgliedern der Münchner Sezession, die im Gegensatz zu dem, unter dem starken Einfluss von Franz von Lenbachs, akademischen Malstil stand und als eine der ersten die neue Mal- und Ausstellungsformen der neuen Kunstströmung des individuellen, selbstständigen Schaffens ermöglichte.
1898 musste er seine Lehrtätigkeit an der Akademie nach einem Skandal um ein Madonnenbild, bei dem seine Homosexualität offenkundig wurde, aufgeben und reiste nach Italien zurück. Dort malte er in der Villa des Dichters Jacques dÁdelsward-Fersen, der sich gleichfalls wegen seiner Neigung zum gleichen Geschlecht, von Paris nach Capri zurückgezogen hatte, bevorzugt dessen Liebhaber Nino Cesarini.
1901 kehrte der Maler in sein geliebtes Künstlerdomizil, dem „Höckerhaus“, in sein Heimatdorf Oberlangenau zurück, wo er arbeitete und seinen Neigungen nachging. Mit der Ausstattung seines Vaterhauses mit erlesenen Kunstschätzen, gestaltete er es zu einer Sehenswürdigkeit. Der liberale Künstler starb am 13. Januar 1910 in einem Münchner Krankenhaus an der „Römischen Malaria“.