Charles Henry Josef Leickert, ein Maler des Realismus wurde am 22. September 1816 in Brüssel, das damals noch nicht zu Belgien, sondern zum Königreich der Niederlanden gehörte, in einer kinderreichen Familie geboren. Seine Eltern waren deutscher Abstammung und im Jahr davor aus beruflichen Gründen des Vaters nach Den Haag gezogen.
Sein Vater meldete den erst Elfjährigen an der Zeichenakademie in Den Haag an. Dort erhielt er von dem renomierten Landschafts- und Städtemaler Bartholomäus van Hove privaten Unterricht in Zeichnen und Malen.
Die schwere Krankheit seiner Mutter ließ ihn sein Studium für ein Jahr unterbrechen. Doch innerhalb kürzester Zeit starb nicht nur sie, sondern auch der Vater und vier seiner Geschwister. So war Charles im Alter von vierzehn Jahren bereits Vollwaise.
Der elternlose Junge lebte ab 1830 im Waisenhaus, das aber, auf Grund seiner Begabung, die Kosten für seine weitere Ausbildung übernahm. Er machte rasch Fortschritte und bekam 1834 in der dritten Klasse den ersten Preis für eine Zeichnung. Das sollte seine erste und einzige Auszeichnung in seiner Malerkarriere bleiben.
Etwa fünf Jahre später lernte und arbeitete er im Atelier von Wijnand Nuijen, ein Maler der von der romantischen, französischen Bewegung angetan war und dessen Malstil und Arbeitsweise bei Leickert eines starken Eindruck hinterließen. Leider starb Nuijen bereits 1839 mit nur siebenundzwanzig Jahren.
Leickerts Bilder, im romantischen Stil des angehenden neunzehnten Jahrhunderts gemalt, zeichneten sich noch durch eine einfach strukturierte Architektur und schwache, ausgewaschene Farbgebung aus. Ein Bild wurde jedoch in die Allgemeinen Ausstellung in Den Haag aufgenommen.
Er war mit Malern wie Salomon Verveer und Charles Rochussen und der Malerin Antonie Waldrop befreundet und war in den Künstlerkreisen von Den Haag ein gern gesehenes und voll integriertes Mitglied. Trotzdem zog Leickert 1848 nach Amsterdam, das ihm bessere Zukunftsaussichten zu ermöglichen schien und sollte dort 40 Jahre bleiben.
1856 wird er zum Mitglied der Königlichen Akademie ernannt und seine Bilder, Stadtansichten und malerische Landschaften von unberührter Natur, erfreuten sich wachsender Nachfrage. Er fand zu seinem eigenen Stil, seine Themen wurden vielfältiger und seine Farbkontraste beeindruckender.
Auf einer Studienreise, die ihn nach Italien, Frankreich und Deutschland führte, lernte er in Mainz Apollonia Schneider kennen und heiratete sie 1859. Das Ehepaar kehrte nach einem einjährigen Aufenthalt in Den Haag nach Amsterdam zurück.
Mit den Jahren nahmen seine beruflichen Erfolge immer mehr ab, da seine Malweise als unpopulär und altmodisch tituliert und das öffentliche Interesse sich den modernen, impressionistischen Malern zuwandte. So beschloss Leickert 1887 seine künstlerische Laufbahn zu beenden und mit seiner Frau nach Deutschland zu ziehen.
Der Maler des niederländischen Realismus, der an die 700 Gemälde produzierte, starb im Alter von einundneunzig Jahren am 5. Dezember 1907 in Mainz, im Heimatland seiner Eltern.